Online: Tagesspiegel Leserbrief, 20.11.2010, Betr.:"Zur Debatte über Tempo 30 in Berlin"

Originaltext des Briefes. Der letzte Absatz wurde aber nicht mitgedruckt, wahrscheinlich zu makaber:

Betr.: Künast für Tempo 30 in ganz Berlin

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich stelle mir vor, wie es in zwei Jahren sein kann, wenn Frau Künast und/oder Frau Junge-Reyer in ganz Berlin Tempo 30 durchgesetzt haben: Ich fahre aus einem Wohngebiet und an einer Schule vorbei, wo 30 km/h Geschwindigkeit eine Selbstverständlichkeit ist. Auf der nächsten Durchfahrtsstrasse dann würde ich jedoch gerne auf eine Reisegeschwindigkeit von gewohnten 50 km/h beschleunigen, aber ich halte mich an die neue Geschwindigkeitsbegrenzung, obwohl die Straße recht frei und offen ist. Diese ständige Selbstbeschränkung erzeugt Frust, was sich auch in Frust gegenüber den derzeitigen Senat entwickelt.
Die nächste Hauptverkehrsader, wo man noch 50 km/h fahren kann, ist noch ein Stück entfernt. Man hört, dass es dort auch zu Staus kommt, da viele einen Umweg dorthin fahren. Weil es dort eh langsam vorangeht, meint man, dass man überall die Geschwindigkeit entsprechend begrenzen kann. Irgendwie kann ich diese Gleichschaltung nicht begreifen. Ebenso wundere ich mich über Berechnungen, dass man angeblich mit 30 weniger Sprit verbraucht als bei 50. Ich bemühe mich schon, aber mein Verbrauchsanzeiger zeigt bei 30 immer mindestens 2 Liter pro hundert Kilometer mehr als bei 50 und im 5. Gang habe ich Angst, dass mir der Motor bei dem Kriechtempo absäuft.
So blicke ich recht oft auf den Tacho, um zu kontrollieren, dass die Nadel nah bei 30 bleibt und nicht zur 40 hoch kriecht. Ich muss wohl eine Sekunde zu lang dort hingeschaut haben als plötzlich mir eine Fußgängerin auf die Haube knallt. Sie hat wahrscheinlich gedacht, dass der Verkehr nun so langsam ist, dass man nun getrost überall über die Strasse laufen kann statt zur eigenen Sicherheit die Ampel zu benutzen. Da hat sie sich wohlmöglich verschätzt und damit haben wir die erhoffte Verbesserung der Straßensicherheit auch noch vermasselt. Noch mehr Frust!
mit freundlichen Grüßen,
Ihr Abonnent in Wannsee
Alan Benson

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